KURVEN LEGEN
Johannes Buchholz im Diskurs mit Paul Ibenthaler
Ausstellung in der Ibenthaler-Stiftung Lörrach
18. März bis zum 12. Juni 2022
Eröffnung: 18. März 19 Uhr
Finissage am 12. Juni mit Künstlergespräch, 15 Uhr
Was ist es, was Zeichnerinnen und Zeichner immer noch dazu inspiriert, sich in und vor die Landschaft zu setzen, um diese „aufs Papier zu bringen“?
Ein Motiv, ein „Beweg-Grund“ für mich ist das „Sich- immer-wieder-neu-Bewegen-Lassen“ von dem, was sich an Neuem oder Gewohntem vor unseren Augen zeigt – und das im ganz wörtlichen Sinne, denn am Ziel steht das bewegte Netz aus schwingenden, zitternden, klingenden Linien, welches die Betrachter/innen im Anblick der Zeichnung bewegen und berühren soll: eine Abfolge, ein Tanz des Stifts auf dem Papier, die Aufzeichnung einer Choreografie, die das Auge der Zeichner/innen an die Hand vermittelt – in Vertretung des ganzen Körpers, der paradoxerweise so ruhig dasitzt, während ihn so viel Bewegung durchläuft.
Paul Ibenthaler treibt den Gedanken des „Sich-Bewegens durch den Raum“ noch auf die Spitze, er verdoppelt ihn, indem er sich immer wieder mit dem Motiv der Kurve beschäftigt, mit Wegbiegungen, Straßenkurven, der Linienkreuzung durch Brücken und Schleusen. Er bewegt sich und seinen Stift, indem er den Bewegungsbahnen der Menschen durch den Raum folgt, entlang der Straßen, Schienen, Kanäle.
In dieser „Inspiration zur zeichnerischen Dynamik“ durch die Dynamik, die in den Raum eingezeichnet ist, fühle ich mich dem Zeichner Paul Ibenthaler sehr verbunden. Auch ich möchte in meinen Zeichnungen etwas von der Dynamik meiner eigenen Bewegung einzeichnen, die als solche und nicht als der Abbildung untergeordnet wirken möge.
Inspiration, ein Atmen, ein Tanz, der sich immer neu und überraschend ereignet im Angesicht und in der Wahrnehmung unserer Lebensräume.
Johannes Buchholz